Arbeitskreis Stadtgeschichte Eldagsen


Unter Einbezug der Landschaft laden seit dem Frühjahr 2008 zwei vom Arbeitskreis eingerichtete Historische Rundwege dazu ein, bei einem Spaziergang durch die Ober- bzw. Unterstadt etwas über die Geschichtsträchtigkeit der passierten Stätten zu erfahren.
 


Historische Rundwege


 


 

Zwei Historische Rundwege – einen durch die Ober- und einen durch die Unterstadt – hat der Arbeitskreis Stadtgeschichte erarbeitet. Beide Rundwege beginnen und enden an der Informationstafel am Ratskeller. Dort hängt ein Plan der Stadt Eldagsen, in den die Wege und ihre Stationen eingearbeitet sind. Jede Station hat eine Tafel erhalten, auf der Informationen zu dem jeweiligen Standort zu lesen sind.

Die Rundwege bieten Geschichte an, drängen sie durch Gestaltung und Inhalt der Tafeln aber nicht auf. Sie lassen dem historischen Ort seine Wirkung und ergänzen sie. Die Wege sollten jedoch nicht mit Tafeln übersät werden, weshalb die 21 Stationen nur eine Auswahl historischer Denkwürdigkeiten darstellen. Diese Wahl fiel nicht nur auf besonders wertvolle Gebäude, wie zum Beispiel die Kirche, sondern auch auf für Eldagsen typische, wie die Mühlen – auch wenn damit auf nicht mehr vorhandene Gebäude hingewiesen werden mußte.

Darüber hinaus sind die Rundwege so gestaltet, daß sie einfach schöne Spazierwege sind, die die Einwohner der Stadt Eldagsen und ihre Besucher erfreuen sollen.

 

 

 

Rundweg Oberstadt

 

  Rundweg Unterstadt

 

1) Stadtplan

 

  1) Stadtplan

 

2) Rathaus und Brauhaus

Seit dem 14. Jahrhundert gab es an dieser Stelle ein Rathaus mit dem Ratskeller als Schankwirtschaft. 1845 entstand das Hauptgebäude. Das Amtsgericht zog 1852 das Gefängniss und die Wohnung für den Wärter im Hinterhaus nach sich. Die Kegelbahn kam 1858 hinzu. 1882 wurde der Gebäudekomplex durch den Erwerb des Brauhauses abgerundet. Der Ratskeller hat seine Bedeutung als Hotel und Restaurant erhalten. Die Verwaltungsstelle der Stadt Springe erinnert heute an das Rathaus der bis 1974 selbständigen Stadt Eldagsen.

 

  2) Langensalza–Denkmal

Das Denkmal erinnert an die Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866, nach der das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde. Auf seiner Rückseite wird der drei Gefallenen aus Eldagsen, Adensen und Gestorf gedacht. Weil das Denkmal auf privatem Boden des Rittergutes von Jeinsen stand, überdauerte es die Preußenzeit.

 

3) Stadtwall und Senfmühle

Seit dem 14. Jahrhundert schützte eine Stadtbefestigung die Bürger vor feindlichen Angriffen: An dieser Stelle bestand sie aus einem Wall und einer Dornenhecke (Knick). 1759 wurde hier eine Mühle gebaut, die der Neue Gehlenbach mit Wasser versorgte. Aus der Schleifmühle wurde eine Ölmühle und 1872 eine Senfmühle, die bis 1964 in Betrieb war und den Ruf der Stadt Eldagsen als Senf- und Honigkuchenstadt mittrug. Heute erinnert nur der alte Mahlstein an die einstige Senfmühle.

 

  3) Gut von Jeinsen

Urkunden aus dem 13. Jahrhundert zeugen vom Besitz zweier Brüder von Jeinsen in Eldagsen. Sie besaßen Burglehen der Grafen von Hallermunt, die später als Rittergüter Eldagsen I und IV in der Matrikel der Calenberg-Grubenhagenschen Ritterschaft zu finden sind, solange sie im Besitz der Familie von Jeinsen waren. Im 19. Jahrhundert wurden die Güter an die Klosterkammer verkauft, die die Gebäude weiterveräußerte.

 

4) Ratskellersaal

Im Zuge der Vergrößerung des Rathauses wurde der alte Saal hinter dem Rathaus 1889 abgebrochen. Die Eichenbalken und die Tonziegel waren bestes Baumaterial, das hier den alten Saal neu erstehen ließ – allerdings zu anderer Nutzung: Karl Kersting z.B. gebrauchte ihn als Kohlen- und Getreidelager. Seit 1997 hat Familie Beckmann das Gebäude zu Wohnzwecken restauriert und es dadurch vor dem Abriß bewahrt.

 

  4) Ehemalige Synagoge

1867 erbauten die jüdischen Bürger die Synagoge für ihre Gottesdienste; ein Schulraum und die Lehrerwohnung waren auch darin untergebracht. Am 10. November 1938 wurde die Synagoge beschädigt und 1940 verkauft. 1948 pachtete die katholische Kirchengemeinde den Saal und weihte ihn als Josephskapelle. Seit dem Ende der 1950er Jahre wird das ganze Haus zu Wohnzwecken genutzt.

 

5) Judenfriedhof

1753 kauften Eldagser Juden dieses Gelände, das ihnen die Stadt zugewiesen hatte, um einen Friedhof anzulegen. Die Gemeinde umfasste später bis zu 50 Personen.  Der Friedhof wurde 1938 von den Nationalsozialisten geschlossen, die Gedenksteine verbaut bzw. entfernt, das Gelände eingeebnet und teilweise verkauft. 1953 wurde mit den vier noch vorhandenen Grabsteinen diese Gedenkstätte errichtet, um an das Unrecht des Nationalsozialismus zu erinnern und um der jüdischen Mitbürger zu gedenken.

 

  5) Berggarten

Neben dem Ratskeller gab es seit der frühen Neuzeit den Oberen und den am östlichen Stadttor gelegenen Unteren Stadtkrug in städtischer Regie. Der Berggarten hat sich aus dem Unteren Stadtkrug entwickelt. Seit Generationen befindet er sich als Hotel und Restaurant in Privatbesitz.

 

6) Obergut

1582 wurde Conrad Wedemeyer, Großvogt zu Calenberg, u.a. mit dem ehemaligen Burgmannshof der Grafen von Hallermunt belehnt. Im Dreißigjährigen Krieg (1626) wurde diese Burg weitgehend zerstört, so daß die Familie ihren Wohnsitz hierherverlegte. Das Herrenhaus wurde im  Jahr 1735 gebaut, die Kellergewölbe sind jedoch wesentlich älter. Der Park entstand mit dem Haus, die Wirtschaftsgebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die Gesamtanlage des Rittergutes steht unter Denkmalschutz.

 

  6) Stadtmauer und Stadttor

Zu den Kennzeichen einer Stadt gehörte die Befestigung: Diese Mauer ist ein Überrest davon. Hier befand sich auch das Untere Stadttor, das – ebenso wie das Obere – die Kernstadt seit dem 14. Jahrhundert sicherte. Neben der Mauer gab es weitere Schutzeinrichtungen wie Wälle, Gräben, Knicke und Wehren. Außerhalb der Befestigung lag im Osten die untere und im Westen die obere Vorstadt.

 

7) Durchfluß des Neuen Gehlenbachs (Lange Str. 1)

Der gemauerte Bogen zeigt die Stelle, an der der Abzweig des Neuen Gehlenbachs vom Obergut aus auf die Lange Straße traf. Von 1742 bis 1906 floß er die Lange Straße hinunter bis zum Mühlenbrink, um die Stadt bei einem Brand sofort mit Löschwasser zu versorgen. Natürlich übernahm er auch andere Aufgaben.

 

  7) Thieles Honigkuchenfabrik

1880 übernahm Heinrich Carl Thiele die Bäckerei von seinem Vater und stellte neben anderen Erzeugnissen Leb- und Honigkuchen her. Der Betrieb bestand bis 1951 und beschäftigte in Stoßzeiten 35 - 40 Mitarbeiter. Die Honigkuchen von "H. C. Thiele" und von "Chr. Wilh. Thiele" (Lange Straße / Ecke Marktstraße) begründen bis heute Eldagsens Ruf als Honigkuchenstadt.

 

8) Schützenplatz mit Denkmal

Dieses Gelände lag früher außerhalb der Stadt: Auf den Anger wurde das Vieh getrieben. Im Zuge der Verkoppelung entstand hier 1850 der Schützenplatz, auf der anderen Seite der Langen Straße die Bleiche. Das Denkmal auf dem Platz erinnert an die Teilnehmer des Krieges 1870/71. Die Friedenslinde pflanzten die Bürger Eldagsens 1814 und feierten das Ende der Herrschaft Napoleons.

 

  8) Sollesche und Lindenbergsche Mühle

Seit dem 11. Jahrhundert gibt es in Eldagsen Mühlen, die vom Wöhlbach, ab 1500 auch vom Neuen Gehlenbach betrieben wurden. Die Sollesche Mühle gehörte früher zum Wedemeyerschen Untergut. Während die etwas oberhalb gelegene Lindenbergsche Mühle um 1920 stillgelegt wurde und dem Ausbau der Langen Straße in den 1950er Jahren weichen mußte, ist die Sollesche Mühle erhaltengeblieben.

 

9) Untergut

1582 wurde Conrad Wedemeyer, Großvogt zu Calenberg, u.a. mit dem Sattelhof derer von Stemmen belehnt. Dieser wurde zum Wohnsitz der Untergut-Linie der Wedemeyers. Um das Herrenhaus ist ein neues Wohngebiet entstanden, nachdem Gutsanlage und Park 1961 verkauft worden waren. Das Untergut ist als Rittergut Wederade an der Coppenbrügger Straße erhalten.

 

  9) Friedhof

Von Alters her existierte der Friedhof an der Kirche und zusätzlich die Gruft unter der Kirche. 1826 wurde hier - damals vor der Stadt - der neue Friedhof eingeweiht. Er wurde nach der Verkoppelung 1847 und später 1905 erweitert. Neben dem gemeinschaftlichen Teil gibt es Erbbegräbnisse aus der Zeit der Entstehung.

 

10) Oberes Pfarrhaus

Seit 1817 ist dieser Fachwerkbau die Wohn- und Arbeitsstätte des ersten Pfarrers in der Stadt, der früher Pastor primarius genannt wurde. Beim großen Brand von 1626 wurde der Vorgängerbau vernichtet. Die Not war so groß, daß erst 1642 mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte. Die Fundamente und der Keller sind wesentlich älter als der Fachwerkbau: Die mächtigen Bruchsteingewölbe sind heute noch erhalten.

 

  10) Paterhof

Im Mittelalter gehörte der Paterhof dem Zisterzienserkloster Marienrode bei Hildesheim. Ein Pater des Ordens bewirtschaftete ihn für das Kloster, daher der Name "Paterhof". In den folgenden Jahrhunderten wurde der Paterhof nach Meierrecht vergeben, 1710 an R. A. Toppius, der ab 1740 einen Teil des Hofes ablösen konnte. 1864 wurde der Paterhof als "Eldagsen V" in die Matrikel der Calenberg-Grubenhagenschen Ritterschaft aufgenommen. Seit 1950 gehört der Paterhof der Familie Block.

 

11) Marktplatz und Kirche St. Alexandri

Kirche, Markt und später das Rathaus waren das Zentrum der Stadt Eldagsen und die Stätte der frühesten Siedlung. Schon im 8. Jahrhundert wurde hier im Zuge der Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen eine Kirche gebaut. Sie war später Mutterkirche, hatte das Taufrecht und wurde im 11. Jahrhundert zur Archidiakonatskirche erhoben. Der Bedeutung entsprechend veränderte sich das Erscheinungsbild der Kirche, das Elemente vieler Baustile von der Romanik bis zur Gegenwart vereint. Feuersbrünste und Kriege haben immer wieder schwere Zerstörungen verursacht, der Wille zum Wiederaufbau und Erhalt der Kirche war stärker.

 

  11) Kloster Marienthal

An dieser Stelle befand sich seit 1437 das Kloster Marienthal, das von Nonnen des Augustinerordens bewohnt war. 1647 gingen Gebäude und Grundbesitz des an den Landesherrn gefallenen und säkularisierten Klosters an die Stadt Eldagsen mit der Maßgabe, das Schulwesen zu verbessern. So wurde dieses Gebäude Schulhaus, bis es 1821 einem Neubau weichen mußte, in dem vier Klassen und vier Lehrerwohnungen Platz fanden. Seit 1988 wird das Gebäude zu Wohnzwecken genutzt.

 

    12) Unteres Pfarrhaus

1583 wird die Unterpfarre urkundlich das erstemal erwähnt: Das Gebäude gehörte zum Kloster Marienthal. Nach dem Brand von 1626 fand der Pastor primarius hier Aufnahme. 1643 erhielt die Stadt das Haus als Wohnung für den Pastor diakonus. Seit 1976 ist die Unterpfarre als Wohnhaus in Privatbesitz. Das Untere Pfarrhaus ist wohl eines der ältesten Gebäude der Stadt.




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